Amalgam im Mund
Amalgam gilt als
preisgünstiger, verhältnismäßig einfach zu verarbeitender und dauerhafter
Füllungwerkstoff. Wegen dieser vorteilhafte Eigenschaften halten die
Krankenkassen, das Bundesgesundheitsamt und die zahnärztliche Standesführung die
Verwendung von Amalgam für sozialpolitisch notwendig und als Standardversorgung
in der zahnärztlichen Praxis für unverzichtbar.
"Zahnärzte werden
seit vielen Jahren mit den Beschwerden von Patienten mit Amalgamfüllungen
konfrontiert. Da die Quecksilberwerte nur in den ersten Tagen nach Einsetzen der
Füllungen mit 5-40 mcg/L im Urin erhöht waren und dann wieder deutlich absanken,
dachte man lediglich an Überempfindlichkeitsreaktionen. Eine Reihe von Patienten
gab jedoch in der Anamneseerhebung an, dass Monate bis Jahre nach Einsetzen der
Füllungen eine Leidensgeschichte begann, die nach Einsetzen weiterer Füllungen
oder nach spätestens 10 Jahren deutlich schlimmer wurde.
Dies bezieht sich
nicht nur auf Patienten mit zusätzlichen Gold- oder anderen Metallprothesen, bei
denen man schon aufgrund der elektrochemischen Reaktionen mit unangenehmen
lokalen Reaktionen und mit einer erhöhten Metallresorption rechnen muß. Auch
nach Entfernen der Amalgamfüllungen besserten sich die Beschwerden erst nach
Jahren" (Zitat: Max Daunderer)
Die Süddeutsche
Zeitung hatte Ende Februar einen Artikel über das leidige Thema "Amalgam in
Zahnfüllungen" veröffentlicht. Amalgam besteht, wie Sie sicher wissen, zum
größten Teil aus Quecksilber, welches zu den giftigsten "nicht-radioaktiven
Substanzen" überhaupt zählt. In der wissenschaftlichen Literatur ist die
Gesundheitsschädigung durch Amalgam in ca. 17.000 Publikationen dokumentiert.
Das sind weit mehr Veröffentlichungen als zu jedem anderen Gift. Quecksilber ist
für eine Vielzahl von Krankheiten mitverantwortlich.
Mit Beginn dieses
Jahres hat Norwegen den Gebrauch aller Quecksilberverbindungen verboten,
einschließlich des Zahnamalgams. Auch andere nordische Länder haben dessen
Verwendung stark eingeschränkt. (In Europa werden jährlich ca. 90 Tonnen
Quecksilber für die medizinische Verwendung eingesetzt - Japan benötigt für den
selben Zweck rund 314 kg pro Jahr, eine Menge, die der Gefährlichkeit des
Elements wohl eher Rechnung trägt...)
Hauptsächlich
wirtschaftliche Interessen verhindern bisher, das Amalgam vom Markt genommen
wird. Die gesundheitlichen Schädigungen seien nicht ausreichend belegt, so die
entsprechenden Experten. SCENIHR-Experten (Wissenschaftlicher Ausschuss "Neu
auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken", auf gut Englisch:
Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks kurz: SCENIHR)
raten sogar davon ab, das Risiko weiter zu untersuchen, da "der Gebrauch sowieso
rückläufig" sei.
Nur die
Chlor-Alkali-Industrie verwendet in der EU derzeit noch mehr Quecksilber als
Zahnarztpraxen, aber da der industrielle Einsatz zurückgeht, könnten
Amalgam-Plomben bald an erster Stelle im europäischen Quecksilberverbrauch
stehen. Auf vielfältigen Wegen gelangt ein Großteil des Plombenmaterials in die
Umwelt, etwa aus Krematorien und mit Abwässern von Zahnarztpraxen - nach
Analysen des EU-Umweltbüros in der EU etwa 77 Tonnen pro Jahr.
Ein Teil davon wird
in der Umwelt zu Methylquecksilber, das sich in Fischen massiv anreichert. Die
Gesundheitsgefahr für den Menschen halten auch die Umweltexperten dennoch für
gering, erklären aber, die Umweltrisiken durch Zahnamalgam in Europa seien
derzeit nicht einzuschätzen, da entsprechende Studien fehlten. Anders als das
SCENIHR-Team halten die Umwelt-Gutachter weitere Forschung für erforderlich.
Es bleibt die Frage
nach der Alternative. Ob die immer häufiger verwendeten Kunststofffüllungen
unbedenklich sind, ist ebenfalls unklar, denn "Daten zu toxischen Effekten der
Kunstharze in Tieren und zur möglichen Ökotoxizität sind nicht in öffentlich
zugänglichen Quellen verfügbar", heißt es im SCHER-Bericht.
Nach EU-Recht müssen
die Hersteller bei der Zulassung nicht einmal offen legen, welche Chemikalien in
den modernen Füllungen enthalten sind. Auch in Deutschland gibt es nach Auskunft
des BfArM keine scharfen Anforderungen zur Deklaration der Inhaltsstoffe.
Langfristige Studien
an Patienten oder zahnärztlichem Personal liegen auch für die schönen weißen
Füllungen nicht vor. Gründliches Zähneputzen und der Verzicht auf allzu viel
Süßes bleiben also der sicherste Schutz vor Plomben mit ungewisser Wirkung. So
der Artikel in der Süddeutschen.
Dazu der Kommentar
von Provitas: Wie kann es sein, dass in einem Land, mit hohem Entwicklungsstand
und aufgeklärten, intelligenten Menschen Gifte wie Amalgam problemlos eingesetzt
werden dürfen, während Nahrungs-ergänzungspräparate mit ähnlich vielen,
allerdings aber positiven, Studien häufig in den Medien mit Genuss als unnötig
oder gar gefährlich gebrandmarkt werden? Wie kann das wirtschaftliche Interesse
einzelner Industriezweige höher gestellt sein als das Wohl und die Gesundheit
der Menschen?
Bitte
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Alternativen der Zahnpflege